
Angedacht
Katharina Luther machte sich menschlich gesehen zurecht Sorgen um ihren Mann. Seit Jahren ging es ihm gesundheitlich schlecht. Die riesige Arbeitslast und die psychische Belastungen forderten ihren Tribut. Rasende Kopfschmerzen, Drehschwindel, Gicht, Angina pectoris und manches andere machten ihm zu schaffen. Trotzdem schonte er sich nicht. Trotz seiner Schwäche machte er sich im eisigen Januar 1546 auf den Weg in das mehr als 120 Km entfernte Eisleben. Dort wurde er gebraucht, um bei der Beilegung der Erbstreitigkeiten der Grafen von Mansfeld zu helfen.
Natürlich machte sich Katharina Sorgen um ihren Mann. Luther wusste das, und schreibt ihr am 7.Februar 1546:
„Meiner lieben Katherina Lutherin, Doctorin, Säumarkterin zu Wittenberg, meiner gnädigen Frau zu Händen und Füßen, Gnade und Frieden im Herrn!“ Er ruft sie dazu auf, die Bibel und den Katechismus zu lesen. Dadurch soll sie lernen, Gott zu vertrauen. „Denn du willst sorgen für deinen Gott, gerade als wäre er nicht allmächtig (...). Lass mich zufrieden mit deiner Sorge! Ich habe einen besseren Sorger als Dich und alle Engel: Der liegt in der Krippe (…). Aber er sitzt zugleich zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters. Darum sei zufrieden! Amen.“
Was für eine getroste Gewissheit. Der Sohn Gottes, den man mangels Platz in eine Futterkrippe legte, weiß wie es mir geht. Er sitzt zur Rechten des allmächtigen Vaters – ihm ist nichts unmöglich.
Am 10.2.1546 schreibt er ihr noch einmal: „Gnad und Fried in Christo. Allerheiligste Frau Doctorin, wir bedanken uns gar freundlich für Eure große Sorge, dafür Ihr nicht schlafen könnet…“ Und erzählt ihr dann, dass er trotz ihrer Sorge fast durch ein Feuer in der Herberge umgekommen wäre, und dass ihn ein großer Stein von der Decke des Raumes fast erschlagen hätte. „Ich sorge, wo Du nicht aufhörest zu sorgen, es möchte uns zuletzt die Erde verschlingen und alle Element verfolgen! Lehrest Du also den Katechismum und den Glauben? Bete Du, und lass Gott sorgen. Es heißt: wirf dein Anliegen auf den Herrn, der sorget für dich. Ps. 55, und an viel mehr Orten.“
Acht Tage später, am 18.2. 1546, stirbt Martin Luther.
Ich wünsche mir, dass dieses „Vermächtnis“ Luthers mein Leben in der neuen Woche prägt: „Bete Du, und lass Gott sorgen. Wirf dein Anliegen auf den Herrn, er sorgt für dich!“
ernst günter wenzler